Montag, 23. September 2013

Traut euch!

Ich freue mich sehr, dass viele so begeistert meinen Blog verfolgen und mir auch Rückmeldung geben. Dennoch würde ich mich sehr freuen, wenn ihr euch überwinden würdet, dies mir direkt als Kommentar unter die jeweiligen Blogeinträge zu schreiben. Dazu könnt ihr einfach ohne euch anzumelden als „anonym“ einen Kommentar verfassen. Dies tut ihr, indem ihr die Überschrift des jeweiligen Blogeintrags anklickt und auf der folgenden Seite in dem kleinen Kasten unterhalb etwas schreibt.


Viel Spaß weiterhin! :-)

Chisankano Barefoot Community School

So heute werde ich euch mal genau das Konzept meiner Schule schildern, dabei aber auch auf die Gründung dieser Institution eingehen.


Die Gründung

Ins Leben gerufen wurde die „Chisankano Barefoot Community School“ von einem schweizer Ehepaar namens "Dällenbach" im Jahre 1996. Diese halfen mit großen Spenden dabei, den Aufbau der Schule zu unterstützen. Heutzutage wird die Schule von den Schwestern des nahe gelegenen Dominikanerordens geleitet. Dies sind dieselben Schwestern, welche auch die „Fatima Secondary Girls’ School“ verwalten. Der Name "Chisankano" bedeutet eigentlich "Markt", kann aber auch "beisammen sein" heißen.


Das Konzept

Die Hauptidee dieser Schule ist: Den Kindern aus den sehr armen Gegenden (Compunds) eine Möglichkeit zu geben, ebenfalls eine Schulausbildung zu erhalten. Dazu gibt es ein Bewerbungsverfahren für die Schüler. Da die Schule allerdings nicht alle Kinder aus der umliegenden Gegend aufnehmen kann, ist die Anzahl der Aufnahmen begrenzt. Sind sie dann aufgenommen, werden sie abhängig von ihrem Leistungsstand eingestuft. Dieser ist unterschiedlich, da die Kinder teilweise schon mal zur Schule gegangen sind, aber aus welchem Grund auch immer abbrechen mussten. Es kann aber auch vorkommen, dass beispielsweise ein 15-Jähriger eingeschult wird, welcher natürlich nicht unbedingt in Klasse 1 gesteckt werden kann, da der Altersunterschied zu den anderen Schülern aus dieser Klasse einfach zu groß ist. Das Stufensystem in Barefoot orientiert sich vorrangig an dem Leistungsstand der Kinder und nicht an dem Alter. Aus diesem Grund heißen die verschiedenen Klassen „Level“. An der Zahl gibt es vier Level, jedes entspricht zwei Schulstufen, sodass in  Level 1 beispielsweise Schüler der Klasse 1 und 2 unterrichtet werden usw. Momentan gibt es in Barefoot jedoch zwei erste Klassen, da die Zahl der Schulanfänger doch immer sehr groß ausfällt. Am Ende eines Schuljahres wird dann nach dem momentanen Leistungsstand der Schüler geschaut und ob er und sie in der Lage ist, in das nächste Level zu kommen. Sind die Schüler dann irgendwann in Level 4 angelangt, müssen sie am Ende des Schuljahres ihre Abschlussprüfung in allen Fächern ablegen. Diese entspricht der ganz normalen Abschlussprüfung für Schüler aller „Primary Schools“ in Sambia. Bestehen die Schüler diese Prüfung, können sie auf eine weiterführende „Secondary School“ wechseln. Da diese dann jedoch staatlich ist, wird hierbei erneut auf Spendengelder zurückgegriffen, um den erfolgreichen Schülern den Weg bis zum Schulabschluss zu ermöglichen. Es können jedes Jahr 30 Schüler aus Level 4 diese Abschlussprüfung ablegen. Schulbücher gibt es leider nur sehr wenige, sodass diese nur während den Unterrichtsstunden und auch meistens nur vom Lehrer genutzt werden können.


Der Schulalltag

Die Schule beginnt um 7:30 Uhr und endet um 15:20 Uhr. Das Lehrerkollegium besteht aus 5 Lehrern (2 Männer, 3 Frauen) und der Schulleiterin Sr. Martha. Jeder Lehrer hat seine eigene Klasse, in der er oder sie in 40-minütigen Schulstunden in Blöcken folgende Fächer unterrichtet:

-          Literacy (Englische Literatur)
-          English
-          Mathematics
-          P.E. (Sport)
-          Bemba
-          Social Development Studies (S.D.S) -> Wirtschaft
-          Creative Technology Studies (C.T.S.) -> Kreativ-Werkstatt
-          Integrated Science (Sachkunde)
-          Für die Mädchen: Home Economics (H.E.)-> Haushaltslehre, z.B.  
           Nähen
-          Für die Jungen: Wood Work -> Holzarbeiten

Von 9:30 Uhr bis 10:10 Uhr ist Pause, in welcher die Schüler einen kalorienreichen Maisbrei bekommen und in der Mittagspause, von 12:10 Uhr bis 14:00 Uhr gibt es dann Nshima und Gemüse. Wie schon erwähnt ist mittwochs nur halbtags Unterricht, da die Lehrer sich zu den Hausbesuchen aufmachen. Freitags nachmittags finden Clubs wie Schach, Mathe, Sport oder Chor statt. Montagmorgen ist jede Woche von 7:30 Uhr bis 8:00 Uhr eine Vollversammlung, bei welcher jedes Level zusammen mit dem Lehrer etwas Einstudiertes, wie zum Beispiel ein Lied oder Theaterstück, vorführt.


Finanzierung

Die Schulausbildung in "Barefoot" soll weitestgehend kostenfrei sein, da in vielen Fällen die Eltern der Kinder verstorben sind und diese bei anderen Verwandten oder Freunden leben, welche nicht immer in der Lage sind, die Kosten zu übernehmen. Aus diesem Grund versucht „Barefoot“ diese so gering wie möglich zu halten und ist deshalb keine stattliche Schule. Das Problem hierbei ist jedoch, dass sie dadurch sehr stark auf Spenden angewiesen ist, um die Schule am Laufen zu halten. 3 Kwacha (0,50€) betragen die Kosten für jeden Schüler pro Halbjahr. Das Problem ist, dass viele Familien diesen Beitrag nicht zahlen und vorgeben nicht in der Lage zu seien, dieses Geld aufzubringen. Deshalb gehen die Lehrer von Barefoot jeden Mittwoch in die Compunds, um die Familien aufzufordern zu zahlen, da diese in den meisten Fällen einfach nicht zahlen wollen, aber in der Lage wären. Die Lehrkräfte und anderen Mitarbeiter werden ebenfalls von Spendern bezahlt.


Ich hoffe, ich konnte hiermit nun alle Unklarheiten bezüglich meiner Arbeitsstelle aus dem Weg räumen. Sollten weiterhin Fragen bestehen, könnt ihr mich gerne auch persönlich anschreiben!






Der Essenssaal während der Maisbreizwischenmahlzeit




Und wir hatten einen Besucher im Lehrerzimmer...

Montag, 16. September 2013

Der erste Arbeitstag

7:00. Diese Zahlen konnte ich nach dem Aufwachen auf meinem Wecker erkennen. Eigentlich nicht sehr früh verglichen mit der Zeit als ich selbst noch zur Schule ging. Dennoch sehr früh im Vergleich zu den letzten 2 Monaten. Glücklicherweise habe zu "Barefoot" einen Fußweg von 1 Minute, da das Grundstück meiner Familie direkt an das von Fatima angrenzt.
Um 8:00 Uhr traf ich mich dann mit der Schulleiterin, Sr. Martha und dem Rest des Lehrerkollegiums. Insgesamt unterrichten in „Barefoot“ 5 Lehrer, die ebenfalls alle miteinander sehr freundlich und hilfsbereit sind, sodass ich mich zu keinem Zeitpunkt verloren fühle. Nach einer kurzen Besprechung ging es dann auch schon gleich los. Als erstes nahm ich am Unterricht von Level 1 (Klasse 1 und 2) teil. Diese hatten gerade Englisch und ich half beim Korrigieren ihrer Aufgaben. Nach einer kurzen Teepause war ich dann das erste Mal auf mich allein gestellt. Alleine mit 35 Level 1-Schülern in einem Raum. Meine ersten Befürchtungen waren, dass die Kinder mir überhaupt nicht gehorchen würden und ich große Probleme vor allem mit der Sprache haben werde. Dies war jedoch keineswegs der Fall, denn sobald sie zu laut wurden, ermahnte ich sie und sie waren direkt still. Auf dem Plan (Nicht wörtlich nehmen! So etwas wie einen Lehrplan gibt es hier nicht….) stand schriftliches Addieren. Aufgaben wurden an die Tafel geschrieben, von den Schülern in Stillarbeit bearbeitet und anschließend von mir korrigiert. Gut erste Hürde geschafft! Als ich dann jedoch hörte, was das nächste Fach laut Stundenplan ist, begann ich zu zweifeln. „Icibemba!“ hieß das Buch, welches mir in die Hand gedrückt wurde. Ich suchte mir also die zum Glück (!) mit Hilfe von Bildern dargestellten Wörter raus und malte sie an die Tafel. Gleiches Prinzip wie während der Mathestunde. Als dann die ersten 5 Wörter erfolgreich bearbeitet wurden, dachte ich mir: „Du kennst doch auch einige Wörter aus deinem eigenen Bembaunterricht“. Daraufhin fing ich an, weitere Wörter wie „Banane“ oder „Fisch“ hinzuzufügen. Hat also was gebracht die Bembastunden! Um 12:10 war dann der Unterricht beendet und die Schüler gingen in die Mittagspause. Netterweise lud mich Sr. Maria, eine der Kolleginnen in ihr zu Hause, das Schwesternhaus in Fatima ein, um mit den anderen Schwestern zu speisen. Dort traf ich unter anderem auch zwei deutsche Schwestern, die über den Partnerorden der Dominikanerinnen in Deutschland nach Sambia kamen. Außerdem lernte ich noch Christine kennen. Sie ist ebenfalls eine Freiwillige aus Ohio (USA), die vor drei Wochen in Fatima ankam, um im Krankenhaus „Kavu“ zu arbeiten. Es ist toll, noch andere Freiwillige zu treffen, um mit ihnen Erfahrungen auszutauschen. Beispielsweise kann ich ihr beim Bemba-Lernen behilflich sein und sie mich dafür in Fatima herumführen. Nach dem sie mir alles gezeigt hatte, ging ich nach Hause, um mich nach diesem ereignisreichen Tag auszuruhen. Es war ein sehr interessanter Tag, der mir sehr viel Spaß bereitet hat. Ich hoffe, dass meine zukünftige Zeit hier weiterhin so toll und spannend bleibt und ich noch viele neue Erfahrungen machen werde.

 
Mein erster Arbeitsplatz

Der Schulhof


Der Stundenplan für alle Klassen
Das Lehrerzimmer

Meine 1a

Die Ältesten in Level 4 beim Herstellen von Schlammfiguren




                                                           

Sonntag, 15. September 2013

Endlich da!

Und hier wohne ich nun...
Fr. Chowa hatte sich für 17:00 Uhr angekündigt, sodass wir dann zusammen nach Fatima zu meiner neuen Familie fahren können. Allerdings kam auf dem Weg dorthin noch so einiges dazwischen... Erstmal haben wir Johannes nach Hause gebracht, dann besuchten wir noch Freunde Fr. Chowas. Als wir uns dann endlich auf den Weg gemacht hatten, bemerkte er, dass er noch einen Termin hatte, sodass wir wieder umkehren mussten und andere Leute besuchten, bei denen wir uns ebenfalls kurz aufhielten. Danach brachten wir dann eine dieser Personen nach Hause und wurde dort ebenfalls ins Haus gebeten. Letztendlich waren wir gegen 20:00 Uhr dort und wurden herzlich von meiner neuen Familie in Empfang genommen. Diese besteht aus meinen Eltern, die beide Lehrer an der „Fatima Secondary Girls' School“ sind, drei Brüdern im Alter von 14, 8, und 2 Jahren, einer Schwester (10 J.) und der Nichte der Familie in meinem Alter. Ich teile mir mein Zimmer mit dem ältesten Bruder, was aber kein Problem für mich darstellt. Bin es ja mittlerweile gewohnt… Da die ganze Familie super freundlich und zuvorkommend ist, lachen wir sehr viel zusammen. Ich fühle mich wirklich sehr wohl in meinem neuen Zuhause und kann es kaum erwarten morgen endlich mit dem Arbeiten anzufangen!


Unser Garten mit Zwiebelbeet
Mein neues Zuhause

Meine Schwester und der älteste Sohn der Familie
Mein neues Zimmer
Mein Dad mit Tochter und den zwei jüngsten Söhnen

Auf dem Gelände von Fatima

Donnerstag, 12. September 2013

Das Leben steckt voller unerwarteter Ereignisse…

Nun komme ich endlich mal wieder dazu einen Blogeintrag zu verfassen. Der Grund hierfür ist simpel, seit dem letzten ist relativ wenig Nennenswertes passiert. Wir haben hier und da mal ein Projekt der Diözese besucht und unser Leben in Sambia gelebt. Vergangenen Montag hatten wir dann unser Treffen mit Fr. Chowa und Chris, um die letzten 1 ½ Monate und das Einführungsprogramm auszuwerten. Es war eine sehr interessante und tolle Zeit, doch bin ich nun an dem Zeitpunkt angelangt, dass ich endlich anfangen möchte zu arbeiten. Dies war auch einer der Hauptpunkte unserer Agenda während dieses Treffens – unsere Arbeitsstellen für die kommenden zehn Monate. Wie ihr bereits wisst, war für mich ursprünglich vorgesehen als erstes in „St. Martha“ zu arbeiten, was sich auch anbot, da ich momentan in derselben Straße wohne. Wie es ist Sambia so ist, werden Pläne sehr häufig mal verändert. In meinem Fall wurde alles umgeworfen. Unerwarteter Weise werde ich an dem für mich ursprünglich als drittes Projekt, sprich nächstes Jahr im Frühjahr, vorgesehenen Ort starten zu arbeiten. Dies ist die „Barefoot Communtity School“ in Fatima, welche in der Nähe des Priesterhauses „Francisdale“ liegt, wo auch Fr. Chowa zu Hause ist. Fatima an sich ist ein sehr kleiner Ort und besteht aus einem Schwesternorden, einem Krankenhaus und dem besagten „Francisdale“. Außerdem befindet sich auf dem Gelände der „Barefoot Communtity School“ noch eine „Secondary Girls School“, welche beide von Schwestern geleitet werden. Um nach Fatima zu kommen fährt man von Ndola aus ca. 20 Minuten in Richtung Lusaka und anschließend noch einmal 10 km in den Busch. Insgesamt werde ich bis Ende Dezember in Fatima bleiben und dort vermutlich die erste Hälfte der Zeit in einer Familie und die andere mit den Priestern in „Francisdale“ leben. Meine Arbeit wird von morgens bis mittags in dem Verwaltungsbüro der Schule stattfinden, wo ich beispielsweise Flyer für die Schule erstelle oder Besucher herumführe. Nachmittags nehme ich dann an den Freizeitaktivitäten der Schüler teil, sprich Sport oder diverse andere Workshops, wo die Schüler beispielsweise handwerkliche Fähigkeiten erlernen. Es besteht aber auch die Möglichkeit während des Unterrichts zu assistieren. Im Allgemeinen sind die Schüler zwischen 7 und 19 Jahren. Da die Schüler dort aus sehr ärmlichen Verhältnissen kommen und sich meistens keine Schulausbildung leisten können, lautet das Leitbild von „Barefoot“, dass der Unterricht, sowie auch die Verpflegung kostenfrei sind. Allerdings sind von den Eltern der Schüler pro Halbjahr 3 Kwacha (50 Cent) aufzubringen. Auf Schulkleidung wird verzichtet und sie können im Prinzip „barfuß“ dort hingehen. Als zweites werde ich noch in einem Projekt der Pfarrei involviert sein, welches sich „Holy Childhood“ nennt. In dem von einem Diakon geleiteten Projekt wird sich ein, bis zwei Mal die Woche mit den Kindern aus der Community getroffen und verschiedene Aktivitäten veranstaltet. Sei es nun Fußball spielen, gemeinsam singen oder basteln.
Ich und meine jetzige Gastfamilie sind selbstverständlich sehr traurig über den abrupten Umzug und haben es alle noch nicht so wirklich realisiert. Ein Gutes hat das Ganze jedoch - im Januar darf ich wieder in meine alte Familie zurückkehren und dann von dort aus endlich in „St. Martha“ und dem „IT-Office“ der Diözese arbeiten. Nun heißt es: Sachen packen und dann am Sonntag umziehen. Ich bin sehr gespannt auf mein neues Leben in Fatima!


Bis demnächst!




Meine Familie
(v.l.n.r: meine Brüder Taona und Kampata, meine Mum und Mubanga, der Neffe meiner Mum)